Grundlagen
Die offene Arbeit ist eine kindzentrierte Pädagogik, bei der alle Akteure der Einrichtung gleichermaßen in der Verantwortung stehen. Die Kinder nehmen aktiv Einfluss auf die Gestaltung des Tagesablaufs, der Räume und der anstehenden Themen im Kindergarten und in der Krippe.
Die Kinder entscheiden autonom, in welchem Bereich sie ihrem Interesse nachgehen und haben somit erweiterte Bildungs-und Lernmöglichkeiten. Die Bildungsbereiche in den Funktionsräumen bieten die Möglichkeit diese großflächig auszugestalten, um eine anregende –für den Bereich entsprechende – Lernumgebung zu schaffen. Dadurch entsteht eine konzentrierte, auf das jeweilige Interesse fokussierte Lernsituation.
Feste Rituale wie zum Beispiel regelmäßig stattfindende Morgenkreise, Turnangebote, ein Naturtag, Musik- und Rhythmiktreffs, sowie geregelte Bring- und Abhol- Essens- und Ruhezeiten bieten den Kindern Struktur und Verlässlichkeit im Tagesablauf.
Im großen Kindertreff werden Themen besprochen, Wünsche geäußert, Regeln besprochen und gemeinsam Entscheidungen für die gesamte Einrichtung gefällt.
Die wichtigste Voraussetzung für das Gelingen der offenen Arbeit, ist das Vertrauen in sich selbst, die eigenen Fähigkeiten und in die Fachkräfte, die die Kinder begleiten.
Wir bemühen uns jedem Kind verlässlich, liebevoll und wertschätzend zur Seite zu stehen. Es zu begleiten und Unterstützung zu bieten, wo es sie benötigt. Das Kind zu ermutigen sich zu trauen und seine eigene Bildungsbiografie gemeinsam mit uns zu gestalten.
Ziele unserer Arbeit
Selbstständigkeit
Jedes Kind wird in der Kita an die selbständige Bewältigung seines Alltags herangeführt. Die Begleitung und Hilfestellung zur rechten Zeit, entspricht unserem Grundverständnis in der offenen Arbeit.
Selbstbewusstsein
Die Fachkräfte bestärken das Kind, auf sich selbst zu hören, die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und danach zu handeln.
Selbstvertrauen
Konkrete Rahmenbedingungen ermöglichen jedem Kind Verantwortung für sich selbst und die eigenen Entscheidungen zu übernehmen. Dazu gehört die Rhythmisierung des Tagesablaufs, die klare und kommunizierte Wertestruktur und die offene Fehlerkultur in der Kita. Die Freiheiten innerhalb dieser Strukturen ermöglichen ein selbstbestimmtes Wachsen an den unterschiedlichsten Herausforderungen. Jedes Kind nimmt sich hierbei als selbstwirksamen Teil unserer Gesellschaft war.
Entdeckungsfreude & Erforschung
Ein wichtiges Ziel in der Kita ist es, die Forscherfreude und die Lust am Entdecken der Kinder zu fördern. Dazu gehört es Dinge des Alltags neugierig zu hinterfragen und unterschiedliche Perspektiven einzunehmen.
Kooperationsfähigkeit
Im Freispiel und durch gemeinsame Aktivitäten wird die Gemeinschaft gefördert und somit auch die Fähigkeit in der Gruppe zu agieren - zu kooperieren. Dabei lernen sie auf andere Kinder Rücksicht zu nehmen, eigene Grenzen zu erkennen und zu setzen, die Grenzen anderer zu achten und Kompromisse zu schließen.
Empathie
Jedes Kind lernt seine verschiedensten Gefühlslagen wahrzunehmen und auszudrücken, sowie die Gefühle der anderen zu achten und zu respektieren. Dazu gehört nicht nur die sprachliche Weiterentwicklung, sondern auch die Deutung von Mimik und Gestik, sowie die Regulation der eigenen Emotionen.
Kreativität
Die Öffnung zu kreativem Verhalten wird durch klare und sichere Strukturen begünstigt. Die verschiedenen kreativen Ebenen kommen in allen Bildungsbereichen zum Tragen. Dazu gehören Beispielsweise die Produktivität, die Fantasie beim Geschichtenerzählen oder die Spontanität sich mit neuen Gegebenheiten zu arrangieren, oder diese gar positiv zu nutzen. Die intrinsische Motivation sich mit einem selbstgewählten Thema kreativ auseinanderzusetzen wird dem Bildungsgedanken der Kita gerecht.
Körperbewusstsein & Gesundheitsbewusstsein
„Das Kind lernt, Verantwortung für sein körperliches Wohlbefinden und seine Gesundheit zu übernehmen“ (Gemeinsamer Rahmen der Länder für die frühe Bildung in Kindertageseinrichtungen 2004). Dies kann durch Bewegung, sowie durch die Auseinandersetzung mit Nahrungsmitteln (Vesper, Mittagessen, Müslitag) erfolgen. Hierbei sollte die Qualität der Mahlzeiten, die Darreichungsform und deren Durchführung als gesellschaftliche Verpflichtung wahrgenommen werden. Ein weiterer Aspekt ist das Interesse für das eigene Innere und den Körper.
Das Freispiel
„Das Spiel ist der Weg der Kinder zur Erkenntnis der Welt, in der sie leben“. (Maxim Gorki, 1868-1936)
Eine fest verankerte Phase im Tagesablauf ist die selbst gestaltete Bildungszeit, das Freispiel.
Während des Spiels soll sich das Kind frei entfalten können. Das Spiel sollte spontan und freiwillig sein. Das bedeutet in sich selbst hineinzuhören und zu entscheiden „Was möchte ich gerade spielen, welche Bedürfnisse habe ich gerade“. Dazu gehört auch den Spielort, die Zeit und den eventuellen Partner zu wählen, der zu den eigenen Bedürfnissen passt.
Der Entscheidungsprozess selbst ist schon ein Lernziel für diese Phase, deshalb wird von Seiten der Fachkräfte auch gezielt Langeweile zugelassen, ohne direkt Spielvorschläge oder Beschäftigungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
In der Auseinandersetzung mit den anderen Kindern, den Räumen und dem zur Verfügung stehenden Material erlernen die Kinder ihre eigenen Konfliktstrategien und Verantwortung für sich und das eigene Tun zu übernehmen.
Zugleich haben die Kinder die Möglichkeit sich neue Fertigkeiten durch Nachahmen und Ausprobieren anzueignen und sie durch wiederholen zu verfeinern und zu vertiefen. So trainieren sie neben Grob- und Feinmotorik auch ihre Konzentrationsfähigkeit, Frustrationstoleranz und Ausdauer.
Die pädagogischen Fachkräfte beobachten die Kinder und stehen ihnen in dieser Phase verlässlich zur Seite. Ästhetisch aber auch funktional gestaltete Räume sowie die Bereitstellung von passendem und anregendem Material, sind hier Unterstützer für anregende Spielsituationen.
Eine liebevolle gestaltete und geordnete Umgebung regt zu achtsamem Umgang an.
Natürlich geben wir bei Bedarf auch Spiel- und Lernimpulse oder laden Kinder auch ein mit uns etwas zu spielen.
Angebote
Neben dem Freispiel haben auch feste Angebote in Kleingruppen ihren Platz in der offenen Arbeit.
Wöchentlich findet der Naturtag, Turnen, oder beispielweise Sprachförderung (SBS) statt.
Weitere Angebote ergeben sich aus den Themen der Kinder oder sind zugemutete Themen, die sich durch Traditionen oder den Jahresverlauf ergeben. Dazu gehören unter anderem die Vorbereitung und Durchführung von Festen wie St. Martin oder Nikolaus, aber auch der alljährliche Schulanfängerrausschmiss.
Die Themen der Kinder finden sich in Singtreffs, im Stuhlkreis, bei Bilderbuchbetrachtungen, Kamishibais, Bastelangeboten und vielem weiteren Angeboten wieder. Die Sprachförderung wird so in den normalen Alltag integriert.
Gesundes Essen und der nachhaltige Umgang damit sind eine Herzensangelegenheit des Teams. Wir bieten den Kindern an einem festen Tag in der Woche die Möglichkeit sich ihr Müsli aus Bioprodukten selbst zusammenzustellen.
Dabei achten wir darauf, dass die Kinder Mengen abschätzen, ihren Geschmack kennen lernen und ein Gefühl für gute und gesunde Ernährung erhalten.
Der eigene Geburtstag wird bei uns ganz besonders gefeiert. Die Kinder planen gemeinsam mit einer frei gewählten Fachkraft ihre ganz individuelle Party. Es wird eine Geburtstagskrone gebastelt und die Gästeliste samt Einladungen werden vorbereitet. Die Planung des Ablaufs wird gemeinsam durchgesprochen. Auch für die pädagogischen Fachkräfte ist es schön, ab und an eingeladen zu werden.